Artikel im Roten Hahn (DIE LINKE.Frankfurt Oder 08/2018)
Am 8. März ist Frauentag, das Frauenwahlrecht wird 100 und alle reden über #metoo, jetzt reicht es doch auch mal oder? 1918 erhielten Frauen Deutschland im Windschatten der Revolution endlich das Wahlrecht. Frauen wie Clara Zetkin kämpften schon lange für dessen Einführung und verbanden die Forderung der Mitbestimmung der Frau mit der Klassenfrage, denn „Der Kampf um das Frauenwahlrecht soll
die Proletarierin zum klassenbewussten politischen Leben erwecken.“ Das Frauen ihre Geschicke mitentscheiden durften, sollte sie über die Wahlentscheidung hinaus dazu motivieren das Wort zu ergreifen und sich politisch zu beteiligen.
Am 8. März wollen wir dennoch wieder auf die Straße gehen und den Frauentag nutzen um auf Missstände aufmerksam zu machen. Aber warum eigentlich? Das Frauenwahlrecht ist schon so lange da, Frauen können alles werden – sogar Kanzlerin und die Debatte in den Medien über sexu
alisierte Übergriffe ist doch auch langsam lästig oder?
Total! Daher hier mal eine kleine Übersicht was wir in 100 Jahren so erreicht haben:
Frauen können fast jeden Beruf ergreifen, sofern die Gläserne Decke es zulässt.
Sie können Familie und Job verbinden, sofern Betrieb und Betreuungsangebote es zulassen oder man nicht gleich beim Bewerbungsverfahren wegen weiblich und vermeidlich gebärfähig ausgesiebt wird.
Frauen verdienen das gleiche wie Männer, sofern sie nicht stört das sie aber durchschnittlich 20% weniger Lohn bekommen. Sie sind viel flexibler, da sie häufiger in irregulären Beschäftigungsverhältnissen, Teilzeit und mit Befristung arbeiten, sofern sie die daraus folgende Unsicherheit, geringer Lohn und oft auch geringere Rente als Konsequenz daraus nicht stört. Frauen sind in der Politik angekommen, das sieht man ja schließlich an der Kanzlerin.
Das stimmt, sofern man den geringsten Anteil von Frauen im Bundestag seit Beginn der 90er Jahre als und eine paternalistische Frauenpolitik á la AfD als angekommen bezeichnen möchte. Oder auch gerne die horrenden 4% an Oberbürgermeisterinnen in Deutschland.
Frauen und Mädchen können selbst über ihren Körper entscheiden, sofern sie eine Zwangsberatung vor einem Schwangerschaftsabbruch mitmachen und Informationen finden ohne, dass es Erlaubt ist diese öffentlich zur Verfügung zu stellen, pardon, dafür zu werben.
Sie können erfolgreich einen sexuellen Übergriff anzeigen, sofern sie nachweisen können, dass sie „Nein“ gesagt haben. Frauen bekommen bei #aufschrei und #metoo mediale Aufmerksamkeit für sexualisierte Übergriffe und Belästigung, sofern sie der Shitstom danach nicht stört oder gleich davon abhält (von anderen Konsequenzen ganz zu schweigen).
Diese Liste ist ein Boden ohne Fass. Und für alle die es bis hierher nicht begriffen haben. Nein, auch nach hundert Jahren Frauenwahlrecht und noch mehr Jahren Frauentag können wir nicht so tun als ob Gleichberechtigung aus der Mode gekommen wäre. Im Gegenteil, wenn AfD und Pogida sich als Schützer*innen der deutschen Frauen aufspielen wollen, ist es unsere Pflicht als linke und als DIE LINKE zu seigen das Feminismus nur international und universell sein kann.
Feminismus befreit nicht nur die Frauen vom Patriachat, sondern auch Männer von überholten Männlichkeitsbildern. Er hinterfragt die Wertigkeit von Arbeit und ist somit nicht trennbar von der sozialen Frage. Damit wären wir auch wieder bei Clara Zetkin. Diese hat vor über hundert Jahren auch für den Frauentag gekämpft, Den Tag den wir am 08. März begehen wollen. Hoffentlich wissen jetzt auch alle wieder warum.
Weitere Infos: http://frauenkampftag.eu